Was ist HiAP?

"Health in All Policies" ist eine gesundheitspolitische Strategie, die die Gesundheit und Lebensqualität der Bevölkerung auf einer breiten Basis wirksam und nachhaltig fördern möchte (Ståhl et al. 2006).

Ausgangspunkt für diese Strategie ist das Wissen, dass die wichtigsten Einflussfaktoren auf die Gesundheit der Menschen außerhalb des traditionellen Gesundheitssystems liegen, wie etwa im Bereich der Sozial-, Bildungs-, Umwelt-, Arbeitsmarkt-, Verkehrs- oder Wirtschaftspolitik. HiAP ist ein kollaborativer Ansatz der systematisch die Auswirkungen von politischen Entscheidungen auf die Gesundheit berücksichtigt, nach Synergien sucht und schädliche Auswirkungen auf die Gesundheit vermeidet und so eine gesundheitsförderliche Gesamtpolitik schafft (The Helsinki Statement on Health in All Policies 2013).

 

HiAP Erklärvideo
Link zu einem Erklärvideo

Der Erfolg der Gesamtpolitik kann an ihren Auswirkungen auf die Gesundheit gemessen werden. Gesundheit ist eine wesentliche Voraussetzung für nachhaltiges Wirtschaftswachstum. Intersektorale Investitionen in Gesundheit tragen langfristig zur wirtschaftlichen und sozialen Entwicklung eines Landes bei. (WHO 1999)

 

Health in All Policies verfolgt die Prinzipien von

  • Legitimität,
  • Rechenschaftspflicht,
  • Transparenz und Zugang zu Informationen,
  • Beteiligung,
  • Nachhaltigkeit, und
  • Zusammenarbeit über Sektoren und Regierungsebenen hinweg (WHO 2014).

 

Rechtliche Grundsätze für Health in All Policies

Die Resolution „Health for All“ (HFA) der Weltgesundheitsversammlung (WHA) bestätigte 1977 formell die Notwendigkeit eines intersektoralen Zugangs zur Förderung der Gesundheit. Die aktuelle europäische „HFA policy“ („Health21“) betont explizit, dass bis zum Jahr 2020 alle Sektoren ihre Verantwortung für gesundheitliche Belange anerkennen und akzeptieren und in ihren Maßnahmen und Strategien gesundheitliche Auswirkungen mitberücksichtigen sollen (WHO 1999). Eines der zentralen Handlungsfelder der Ottawa Charta zur Gesundheitsförderung (WHO 1986) stellt die Entwicklung einer gesundheitsfördernden Gesamtpolitik dar. Die Wichtigkeit von Gesundheit bei Maßnahmen aller Sektoren wurde auf EU-Ebene 1997 im Vertrag von Amsterdam formell festgehalten (Artikel 152) (Commission of the European Communities 1997). Im Jahr 2006 widmete die finnische Ratspräsidentschaft „Health in All Policies“ einen Schwerpunkt (Ståhl et al. 2006). EU und WHO setzen immer wieder Initiativen, und auch in Österreich wird verstärkt auf die Notwendigkeit einer intersektoralen Verantwortung für Gesundheit verwiesen.

 

Umsetzung von Health in All Policies

International gibt es unterschiedliche Ansatzpunkte und Strategien, wie „Health in All Policies“ umgesetzt werden kann. In Österreich gibt es seit 2012 den Prozess der Gesundheitsziele, in dem zehn sektorenübergreifende Ziele zur Förderung der Gesundheit definiert wurden. Daneben wird versucht das international bereits etablierte Instrument der Gesundheitsfolgenabschätzung  auch in Österreich verstärkt anzuwenden. 

 

Literaturverweise

Commission of the European Communities (1997): Consolidated version of the Treaty establishing the European Community. In: Official Journal, C340, Commission of the European Community, Brussels, 173-308

Gesundheitsziele Österreich (2017). Richtungsweisende Vorschläge für ein gesunderes Österreich - Langfassung. Herausgeber: Bundesministerium für Gesundheit und Frauen (BMGF). Wien

The Helsinki Statement on Health in All Policies (2013). Finland

Ståhl, Timo; Wismar, Matthias; Ollila, Eeva; Lahtinen, Eero; Leppo, Kimmo (Ed.) (2006): Health in All Policies. Prospects and potentials. Ministry of Social Affairs and Health. Finland

WHO (2014): Health in All Policies (HiAP). Framework for Country Action

WHO (1999): Health 21 – Health for All in the 21th Century. European Health for All series No. 6. WHO Regional Office for Europe. Copenhagen

WHO (1986): Ottawa-Charta zur Gesundheitsförderung. Weltgesundheitsorganisation.